Alte und Neue Architektur – Wessobrunner Kreis

von | 2 Feb 2015 | Aktuell, Blog, Kulturveranstalter

Im Rahmen der Ausstellung Alte und Neue Architektur – Wessobrunner Kreis, ging es am Samstag 31.01. mit dem Bus durch Murnau und Umgebung. Die TeilnehmerInnen erhielten Einblick hinter die Türen architektonisch ausgewählter Bauten.

Verschiedene Baustile und -methoden waren zu sehen und erkunden. Die Bauherren und Architekten erklärten vor Ort die Hintergründe und Schwierigkeiten, die sich bei der Planung stellten und zeigten am Objekt, welche Lösungen sie realisierten.

Das Thema Energieeffizienz hatte bei jedem der Objekte einen großen Stellenwert. So erfuhr man, wie man alte Häuser auf den heutigen Standard umbauen kann, was sich hinter dem Begriff Passivhaus verbirgt und ein Mehrfachnutzungskonzept für öffentliche Gebäude am Beispiel Kinderkrippe, um diese für die öffentliche Hand wirtschaftlich zu gestalten.

Fünfseenland und Blaues Land

Dietfried Gruber, Architekt in Murnau, der gemeinsam mit Christiane Lottmann, Dipl-Ing, Architektin Wessobrunner Kreis die Rundfahrt organisierte.

 

Mit ca. 50 TeilnehmerInnen startete um 13 Uhr die Rundfahrt am Kulturzentrum Murnau, zu den sieben Objekten. Ende der Fahrt war gegen 18.30 Uhr.

 

 

 

 

 

Die Stationen der Rundfahrt alte und neue Architektur waren:

  • Galerie und Cantina, Murnau, Seidlstraße
  • Galerie und Art Hotel Murnau, Am Eichholz
  • Haus Künnemann, Murnau, Längenfeldweg
  • Gartenstadt Michaelstraße, Murnau, Kemmelpark
  • Passivhaus in Massivholzbauweise, Seehausen, Leinfeld
  • Wohn- und Werkstattgebäude, Uffing, An der Ach
  • Kinderkrippe, Obersöchering, Sportanger

 

Fünfseenland und Blaues Land

Führung mit Gina Feder und Dietrich Gruber, Architekt durch die Galerie und Cantina sowie das Art Hotel in Murnau

Galerie und Cantina, Murnau

Eigentlich war es der über 100 Jahre alte Birnbaum, der es den beiden angetan hatte. Sie kauften die 1860 erbaute Ruine, obwohl ihnen viele davon abrieten. Sie begannen vor ca. 10 Jahren mit der Renovierung. Die Aussenfassade wurde so gedämmt, dass die alte Birnbaumsprossenwand erhalten bleiben konnte. Die Innenräume wurde mit einer Wandheizung ausgestattet. Dafür trugen sie den kompletten Putz neu auf. Historische Elemente wie beispielsweise Türen und Fliegengitter an den Fenstern wurden entweder wieder an der selben Stelle eingesetzt oder erhielten im Haus einen neuen Platz. Heute ist das Haus ein Schmuckstück in Murnau und Beispiel dafür, wie aus alter Bausubstanz neue Werte geschaffen werden können.

 

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vor der Galerie und Arthotel in Murnau

Galerie und Arthotel, Murnau

Ein weiteres Beispiel, wie alte Architektur in Szene gesetzt werden kann ist das Arthotel in Murnau. Gina Feder erbte das Haus von Ihrem Vater, der hier jahrzehntelang ein Kurhaus führte. Ihr Großvater, Architekt errichtete das Holzständerhaus mit Luftdämmung während des ersten Weltkriegs. Mit Pferdewagen wurde damals das Baumaterial transportiert. Da es damals kein Glas für die Fenster gab, kaufte ihr Großvater Fotoplatten von Fotografen und setzte diese als Fensterscheiben ein. Leider fielen die Original Sprossenfenster dem modernen Stil der 70iger Jahre zum Opfer und wurden durch Kunststofffenster ersetzt. 1998 erfolgte der Anbau der Gastronomie.

Heute ist das Haus ein kleines, feines Hotel mit Besprechungsraum und 11 Betten, individuell und kunstvoll eingerichtet.

 

Fünfseenland und Blaues Land

Heide Künnemann, Architektin führte durch ihr Haus im Längenfeldweg

Haus Künnemann, Neubau

2010 erwarben Künnemanns ein Grundstück am Längenweg. Die Herausforderung bestand darin, auf das kleine, am Hang gelegene Grundstück eine Lösung zu finden, die sowohl genügend Platz als auch Lichteinfall ermöglichte.

In Ziegelbauweise errichteten Sie ein Objekt, welches nun auf drei Etagen helle lichtdurchflutete Räume bietet. Der Hauseingang und das Treppenhaus liegen beispielsweise eine Ebene höher, als das im Erdgeschoß liegende Esszimmer mit offener Küche.  Der Treppenaufgang zu den weiteren Stockwerken wurde als Lichtschacht genutzt, so dass auch nachmittags die Sonne in die Räume einfällt. Auf einen Keller wurde verzichtet.

 

Gartenstadt Michaelstraße

Umsetzung der neuen Gartenstadt im Gelände der früheren Kemmelkaserne. Entstanden sind Reihenhäuser.

 

Fünfseenland und Blaues Land

Dietfried Gruber, Architekt führte durch sein Haus in Uffing.

Passivhaus in Massivholzbauweise

Das Wohnhaus mit integriertem Büro wurde 2007 mit zweifach verleimten Vollholzplatten errichtet. Die Aussenwände  mit 24 cm und das Dach mit 36 cm Dämmung sorgen für eine hohe Dichtigkeit des Hauses.  Für Wärme sorgen im Haus die großen zum Süden ausgerichteten Fenster sowie eine Belüftungsanlage, die über drei Düsen die Wärmeluft in die Räume transportiert. Die verbrauchte Luft wird über diese Anlage abgesaugt, die enthaltene Wärme zurückgewonnen. Der Energieverbrauch ist laut Aussage von Herrn Gruber gleichzusetzen mit dem Verbrauch von zwei stetig brennenden Bügeleisen.  Durch eine geschickte Drehung der Grundausrichtung des Hauses bietet das Wohnzimmer im zweiten Stock einen unverbauten Blick auf den Staffelsee und die Alpenkette, obwohl das Grundstück umgeben ist von weiteren Häusern. Die Dachkonstruktion war durch das Anlegen der Vollholzplatten in einem bestimmten Winkel ohne Pfette möglich.

 

Fünfseenland und Blaues Land

Andra Sanktjohanser, Architektin Uffing zeigte die drei entstandenen Gebäude für Wohnen und Arbeiten.

Wohn- und Werkstattgebäude, Uffing

Die gezeigte Triade zeigt eine Lösung, wie man Wohnen und Arbeiten zukunftsorientiert integriert. Die Aufgabe war der Ausbau des bestehenden Wohnhauses um eine Holzwerkstatt. Um später eine klare Trennung der beiden Bereiche zu ermöglichen, entschlossen sich die Familie Sanktjohanser die beiden Bereiche häuslich zu teilen.  Insgesamt wurden auf dem Grundstück drei neue Bauten errichtet. Die Fassaden tragen das Haus pro Geschoß. Fünf Schichtplatten bilden die Decke. Die Dämmung erfolgte mit Holzfaser.

 

 

Fünfseenland und Blaues Land

Alexander Pfletscher, Architekt, stellte sein Projekt der Kindergrippe in Obersöchering vor

 

Kinderkrippe in Obersöchering

Das Konzept der Kindergrippe in Obersöchering ist darauf ausgerichtet, eine Mehrfachnutzung des Hauses zu ermöglichen. So befinden sich neben den Krippenplätzen im ersten Stock des Hauses weitere Besprechungsräume, um auch eine weitere Nutzung, beispielsweise für Kurse oder Seniorentreffen im Ort zu ermöglichen. Die Kinderkrippe wird durch Pellets beheizt, die Anlage wurde im Keller des Hauses eingebaut. Für eine schnelle und kostengünstige Inspektion der Anlage zu sorgen, liegen die Beheizungsrohre und -düsen offen in den Räumen.

Fünfseenland und Blaues Land

 

 

 

Die Ausstellung im Kulturzentrum ist noch bis 06.02.2015 geöffnet. Vinnisage ist am 07.02.2015.
Weitere Informationen über den Verein Wessobrunner Kreis e.V.

Resumee: Die Ausstellung sowie die Rundfahrt zu den Architekturbeispielen ist sowohl interessant für Architekten und Bauherren als auch für Interessenten, die sich über Möglichkeiten von Hausbau, Energieeffizienz und Innenraumgestaltung anhand von praxisnahen Beispielen inspirieren lassen möchten.

Der Wessobrunner Kreis versteht sich als ein Forum für alle, die an Architektur interessiert sind. Er hat sich zur Aufgabe gemacht, eine zeitgemäße wie zukunftsorientierte Stadt- und Umweltplanung und eine qualitätvolle Architektur zu fördern. Der Verein wurde 1998 gegründet.

 

Fotos und Text: Birgit M. Widmann

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