Ab 03.10. – 12.01.2025 Ausstellung Buchheim Museum am Starnberger See: Wiederentdeckt
Wiedervereinigung ist Kirchners Gemälde »Blick ins Tobel«, 1919–1920, zu nennen. Durch eine einzigartige, internationale Museumskooperation können Bild und Rahmen hier erstmalig wieder als Einheit der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Die Ausstellung WIEDERENTDECKT & WIEDERVEREINT
lässt sich von vier Themen leiten: Der Großteil der ausgestellten Gemälde vermittelt Ernst Ludwig Kirchners Rahmungsweise und ihre Entwicklung. Von den Anfängen in Dresden und Berlin bis zu seinem Spätwerk in Davos zeigen sie eine Bandbreite unterschiedlichster Profilrahmen, einen exemplarischen Bretterrahmen der »Brücke«- Jahre (die Bretterrahmen avancierten in ihrer schwarzen Version später zum Expressionisten-Rahmen schlechthin) und Rahmen seines Spätwerks mit barocken Bemalungen. Kirchners große, farbintensive Formenvielfalt und Experimentierfreudigkeit im Umgang mit Rahmen beeindrucken in der Gesamtschau und verbinden sich zu einem gewaltigen Fest der Farben. Erstmalig werden in der Ausstellung bisher nicht erforschte Wechselwirkungen mit der Sammlung Bauer aufgezeigt.
Dr. Frédéric Bauer, Kirchners Arzt und Freund, baute die größte private Kirchner-Sammlung auf und präsentierte seine Bilder in antiken Rahmen (vier davon werden hier präsentiert). Dies hatte auch Einfluss auf Kirchners malerische Rahmengestaltung. Neben Kirchners unterschiedlichen Rahmungsweisen werden die bisher geglückten Wiedervereinigungen von Gemälden mit ihren originalen Rahmen gezeigt, darunter ikonische Werke wie » Tänzerin Nina Hard « , 1921, oder »Blonde Frau in rotem Kleid (Bildnis Frau Hembus)«, 1932.
Ein dritter Aspekt widmet sich der heutigen Präsentationsweise von Gemälden, deren Künstlerrahmen entfernt und bis heute nicht gefunden wurden. Hier deutet sich ein Paradigmenwechsel an: Immer mehr Museen und Sammlungen entscheiden sich für eine historisch richtige Präsentationsweise und lassen die Gemälde des Künstlers mit der Rekonstruktion eines Kirchner-Rahmens nach Vorlage historischer Fotografien einfassen. Die Erstellung einer solchen Rahmenrekonstruktion von WERNER MURRER RAHMEN zeigt ein für die Ausstellungen produzierter Dokumentarfilm, der in der Schau präsentiert wird. Zusätzlich werden zwei Gemälde in exemplarischen Rahmennachbauten präsentiert.
Ein vierter Teil der Ausstellung widmet sich originalen Rahmen, deren Zugehörigkeit bisher nicht geklärt oder deren Wiedervereinigung mit ihren Gemälden noch nicht vollzogen werden konnte. Bereits im Jahr 2019 organisierten das Buchheim Museum in Bernried am Starnberger See und das Brücke-Museum in Berlin gemeinsam mit dem Münchner Rahmenmacher Werner Murrer eine Ausstellung zu den Rahmen der »Brücke«-Künstler. Das mittlerweile vergriffene Katalogbuch »UNZERTRENNLICH. Rahmen und Bilder der Brücke-Künstler« genießt in der Fachwelt Ansehen als Standardwerk. Damals war eine intensivere Auseinandersetzung mit den einzelnen Mitgliedern der »Brücke« nicht möglich.
Begegnung mit Ernst Ludwig Kirchner
Die jetzige Schau WIEDERENTDECKT & WIEDERVEREINT bietet eine vertiefte Begegnung mit den Künstlerrahmen Ernst Ludwig Kirchners, dessen Stellung quantitativ wie qualitativ herausragend ist: Wie keiner der anderen » Brücke« – Künstler setzte er sich in all seinen Schaffensjahren intensiv mit der Rahmung seiner Werke auseinander, dokumentierte sie mit Rahmen fotografisch und hielt seine Profilzeichnungen in Skizzenbüchern fest – seine expliziten Vorstellungen von der Rahmung seiner Werke ist sehr gut belegt und dient als Ausgangspunkt aller Forschungen.
Begleitwerk zur Ausstellung: Katalog in deutsch und englisch
Begleitend zur Ausstellung erscheint im Hirmer Verlag ein umfangreicher Katalog in einer deutschen und einer englischen Ausgabe mit Beiträgen von Katharina Beisiegel, Matthias Gegner, Werner Murrer und Marianne Saal, herausgegeben von Katharina Beisiegel (Kirchner Museum Davos), Rajka Knipper (Buchheim Stiftung, Bernried) und Werner Murrer. Erstmals ist hier ein Verzeichnis aller bisher bekannten Kirchner-Gemälde mit originalen Künstlerrahmen sowie der noch nicht zugeordneten Kirchner-Originalrahmen aufgeführt. Die Ausstellung ist eine Kooperation zwischen dem Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See und dem Kirchner Museum Davos in gemeinsamer, intensiver Forschung und Zusammenarbeit mit dem Münchner Rahmenmacher und Experten für (Künstler-)Rahmen Werner Murrer, der die Schau in Bernried kuratiert.