Lily van der Stokker: List of Rags // 7. September 2024 – 15. März 2025, vor dem Museum Brandhorst München
Im Rahmen der „Brandhorst Flag Commission“ werden vier von Lily van der Stokker gestaltete Fahnen vor dem Museum präsentiert. Die Künstlerin wurde für ihre Installationen und Wandmalereien bekannt, die sich an dekorative Bildwelten des Alltags und des privaten Wohnraums anlehnen und diese auf geschlechts- und identitätspolitische Implikationen hin befragen. Vermeintlich liebliche Dekors werden dabei mit hintersinnigen Texten kontrastiert.
Für die Fahnen des Museums Brandhorst hat Lily van der Stokker nicht – wie man es von ihr erwarten könnte – ein ornamentales Design mit integriertem Text geschaffen, sondern stellt eine Auflistung von deutschen und englischen Wörtern zu Drogerieartikeln, Kleidungsstücken, Haushaltsgegenständen, körperlichen Beschwerden (und Beschimpfungen) buchstäblich in den öffentlichen Raum. Mit „List of Rags“ schafft sie eine ortsspezifische Arbeit an der Grenze zwischen dem Kunstareal und der Maxvorstadt, zwischen Museums- und Wohnquartier. Begriffe wie „Lappen“, „Bauchkrämpfe“, „Kackwindel“, die wir mit den Sphären des Privaten-Intimen und mit Betreuungs- und Haushaltsarbeiten verbinden, erscheinen nun an den Fahnenstangen des Museums. So erzeugt Lily van der Stokkers ‚visual poetry‘ für Museumsbesucher:innen und Passant:innen ein Irritationsmoment, indem Begriffe aus der Privatsphäre im Außenraum prangen.
Kunst im Außenraum Museum Brandhorst
Das Museum Brandhorst geht mit der „Flag Commission“ über die Grenzen des Ausstellungsraums hinaus und präsentiert eigens in Auftrag gegebene Kunstwerke in der Nachbar:innenschaft des Stadtbezirks Maxvorstadt. Normalerweise werben die Fahnen, die an der Ecke Türken- und Theresienstraße aufgestellt sind, für die aktuellen Ausstellungen des Museums. Doch für die „Flag Commission“ nutzen Künstler:innen diese als Außenflächen, um Interventionen im öffentlichen Raum zu schaffen.
Kuratiert von: Arthur Fink
Zu Lily van der Stokker
Lily van der Stokker (*1954) lebt und arbeitet in Amsterdam und New York. Seit den späten 1980er-Jahren schafft sie unter anderem dekorative Wandmalereien und Installationen, die sich aus Ornamenten, Möbeln, leuchtenden Farben, Alltagsgegenständen und handschriftlichen Texten zusammensetzen. Zuletzt hatte sie große institutionelle Einzelausstellungen im Camden Art Centre, London (2022), im Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich (2019), im Stedelijk Museum Amsterdam (2018), im Hammer Museum, Los Angeles (2015), im New Museum, New York (2013), und im Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam (2010). Bis zum 22. Dezember 2024 ist ihre Ausstellung „I am here“ noch im Frac Normandie in Caen zu sehen.