Nach einjähriger Bauzeit wurde heute Freitag, 27.07.2018 der erste Abschnitt des Hellabrunner Mühlendorfes feierlich eröffnet. Damit erhält der Tierpark Hellabrunn einen ganz neuen Parkteil. Der Fokus liegt auf der heimischen Biodiversität. Man erlebt hier ursprüngliche und vom Aussterben bedrohte Haustierrassen und kann anhand spannender Lernspiele die Entwicklung vom Wild- zum Haustier nachvollziehen. Das Ambiente wurde so gestaltet, dass man sich fühlt wie in Bayern vor ein paar Jahrzehnten. Feldwege, handgemachte Zäune, Gemüse- und Kräutergärten, der Dorfbrunnen sowie ein echter Misthaufen. Natürlich fehlen auch nicht der typisch bayerische Biergarten und der Kramerladen am Eck.
Den Besucher erwarten Gemeinschaftsstallungen für Rinder, Ziegen, Ponys, Hühner, Meerschweinchen und Kunekune – was das ist? Ein Schweinchen, dass einem den Appetit auf Schweinebraten und Co. verderben kann… denn die Kunekunes sind ganz liebevolle Ferkelchen. Eigentlich eine typisch bayerische Rasse, aber hierzulande leider ausgestorben. Im Mühlendorf sieht man deshalb australische Verwandte.
28 Tierarten warten auf die Besucher: von den Steinebacher Kampfgänsen über die Genter Bartkaninchen bis hin zum Meißner Widder findet man in den Freigehegen. In den Terrarien und Aquarien gibt es noch Berglmolch, Süßwassergarnelen, Posthornschnecke, dreichstachlige Stichlinge, Feuersalamender und Gelbbauchunken.
Insekten haben hier ihr eigenes Hotel. Fledermäuse, Spatzen und Schwalben finden wieder Einflugschneisen in die Stallungen für ihren Sommeraufenthalt und Nestbau. Eine Lehmsuhle sorgt dafür, dass genügend Nistmaterial vorhanden ist. Eine Wildbienenwiese wurde ausgesät. Diese dürfte nächstes Jahr für ihre Einwohner entsprechend gewachsen sein.
Im Dorfladen gibt es neben den typischen Waren eine Dauerausstellung zum Thema Ernährung und Biodiversität. Hier kann der Besucher testen, wie sein ökologischer Fußabdruck aussieht, nachdem er sich seinen Teller Essen zusammengestellt hat.
Das Mühlengebäude beinhaltet Terrarien und ein Fischbruthaus für das In-situ-Artenschutzprojekt. Vom Aussterben bedrohte Arten finden hier eine Möglichkeit zum Überleben.
Ein Kaninchenstall und die Gänsewiese – typisch, wie man ihn früher bei Bauernhöfen im Garten hatte. Das Biergartengebäude ist ausgestattet mit Heulager und einem Dorfteich. Und natürlich fehlt auch nicht unsere heimische „nicht giftige“ Ringelnatter im Freilandterrarium.
26 heimische Bäume, 1.187 Sträucher, 5207 Stauden und Gräser sowie 27 Obstgehölze wurden gepflanzt. Der alte Baumbestand der früheren Nutzung wurde größtenteils erhalten.
Der Bauerngarten wartet mit über 100 Heil- und Küchenkräutern, 20 verschiedenen Gemüsesorten sowie mit zwei Beeten für die Grünbedüngung auf.
Doch das Mühlendorf ist nicht nur ein interessanter Rundgang durch unsere heimatlichen Gefilde, auf Kinder und Erwachsene warten viele spannende und lehrreiche Spiele und Informationen. So kann man den Bach als Lebensraum erkunden, sehen, wie Wasserkraft für nachhaltige Energiegewinnung genutzt werden kann, wie ein Wild- zum Haustier wird und welchen Einfluss die Landwirtschaft auf die Biodeiversität (Artenvielfalt) hat.
Aktiver Umweltschutz und etwas für den Erhalt unser Artenvielfalt beginnt immer bei einem selbst. Denn die Produktion von Nahrungsmitteln und vor allen Dingen, was und wie wir essen und einkaufen, ist einer der wichtigsten Faktoren für gelungene Rücksicht auf unsere Natur. Der Hofladen lädt dazu ein, sich seine Essgewohnheiten genau zu betrachten und gibt Tipps, welche Lebensmittel als Bestandteil der Biodiversität zu sehen sind. Wer möchte, kann sich Handlungsempfehlungen mit nach Hause nehmen. Ganz nach dem Wunsch unserer Bürgermeisterin Frau Strobl. In ihrer Ansprache hofft sie, dass das Mühlendorf dazu einlädt, sich bewusst und vielleicht sogar vegetarisch zu ernähren.
… und es geht noch weiter:
Im zweiten Schritt folgt der zusätzliche Bau einer Tierparkschule. Diese wird voraussichtlich im Sommer 2019 fertig gestellt sein. Dann dürfen sich die Besucher auf eine Zooschule mit Ziegenstall, Stallungen für Dahomey-Rinder und Damara-Ziegen, Lamas und Alpakas, Imkerwagen mit Bienenstöcken und informationen rund um Wild- und Hausbienen, sowie eine Zauneidechsenanlage freuen.
Ohne Unterstützung wäre das Projekt nicht möglich gewesen:
Großer Dank ging an die MitarbeiterInnen des Tierparks Hellabrunn, die mit großem Einsatz die Fertigstellung des ersten Bauabschnittes unterstützten. Tierpark-Direktor Rasem Baban bedankte sich bei den großzügigen Unterstützern des Projektes: Die Landeshauptstadt München, die Stadtsparkasse München und die Edith-Haberland-Wagner-Stiftung.
Durch diese Unterstützung ist das Hellabrunner Mühlendorf das was es jetzt schon im ersten Schritt ist. Dafür wurde es bereits zur Eröffnung als offizelles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt gewürdigt. Diese Ehrung erhalten Projekte, die sich in nachahmenswerter Weise für den Erhalt der biologischen Vielfalt engagieren.
Nachfolgende Fotos können Sie online bestellen.weitere Impressionen zum Tierpark Hellabrunn finden Sie auf der Fotografen Webseite www.widmann-fotograf.de. Dort können Sie auch Fotos als Ausdruck und Werbegeschenk bestellen.