Der Allgäuer Kuhschellenschmied

von | 1 Mrz 2018 | Personen

Jede Schelle ein Einzelstück – zu Gast beim Allgäuer Kuhschellenschmied

Kilian Trenkle ist Schellenschmied und Yogalehrer. Die Kuhschellen des Pfronteners sind so einzigartig wie er selbst – und ein Stück bayerische Identität.

„Das Geläut von Kühen gehört zum Allgäu einfach dazu“, schwärmt Schellenschmied Kilian Trenkle. „Denn was wäre ein Viehscheid ohne das bunte Läuten einer Kuhherde?“ Der 29-Jährige sitzt am behaglich glühenden Feuer seiner Schellenschmiede in Pfronten-Heitlern. Von seinem Vater lernte Trenkle Schellen zu schmieden – und übernimmt damit ein Allgäuer Traditionshandwerk. Für ihn steht fest: Ohne den besonderen Klang der Kuhschellen wäre der Bergsommer auf der Ostallgäuer Alm wohl nur halb so idyllisch.
„Beim Hummelbaur“ wird bereits in fünfter Generation geschmiedet. Dumpfe Hammerschläge erfüllen den Raum. Bedächtig, fast meditativ muss ein Schellenschmied arbeiten, damit seine Schelle den perfekten Klang bekommt. Da wundert es nicht, dass Kilian Trenkle seinen Beruf mit besonderer Leidenschaft ausübt. Denn Trenkle ist nicht nur Schmied, sondern auch Yogalehrer. „Yoga ist meine weiche Seite“, lacht er.

Der schönste Beruf der Welt

Yoga ist das komplette Gegenteil des archaischen, kraftvollen Schellenschmiede-Handwerks. Dieser Kontrast reizt Trenkle. „Das Schellenschmieden habe ich mit Anfang zwanzig für mich entdeckt. Neben dem Yoga nimmt das Schmieden inzwischen mehr und mehr Zeit ein. Mich fasziniert es immer wieder aufs Neue, etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen.“

„Heute ist für mich klar: Schmied ist der schönste Beruf der Welt.“ Das Schmieden sei für ihn jedoch nie eine Verpflichtung gewesen, betont Trenkle. „Nach dem Abi war ich eine Weile unschlüssig, was ich machen wollte“. Erst arbeitet er als Produktdesigner und entwickelt einen Yoga-Kopfstandhocker. „Ich gab ihm den Namen FeetUp und begann, ihn über das Internet zu vertreiben“, sagt der bayerische Freigeist mit einem Schmunzeln.

Schellen von Kilian Trenkle: individuell und trotzdem traditionell

Rund 1.000 Schläge benötigt der Pfrontener, bis er aus zwei flachen Stahlblechen die beiden gewölbten Hälften der Schelle geformt hat, dann schweißt er die Naht. Diese Technik hat Trenkles Großvater entwickelt. „Eines Tages hat mein Großvater ein altes Sägeblatt genommen. Es war abgenutzt, aber ihn hat der hochwertige Stahl interessiert. Als er die Feinheiten raushatte, wurde der Schellenklang mit diesem sehr guten Material unvergleichlich schön.“

Zum Schluss hängt Trenkle den Klöppel ein, der beim Ans-Blech-Schlagen den charakteristischen Schellen-Klang erzeugt. „Das Weidegeräusch wird perfekt, wenn Glocken und Schellen gemischt sind“, sagt er. „Der Unterschied zwischen Glocke und Schelle? Das ist ganz einfach: Eine Glocke wird gegossen, eine Schelle wird aus Blech geschmiedet. Eine Glocke ist wie das Engelsgeläut. Das sind die feinen, hohen Töne. Die Schelle hat eher tiefe Töne, einen erdigen Sound.“

Jede Schelle ein Einzelstück

Der genaue Klang einer Schelle lässt sich allerdings nicht planen. „Der Klang einer Schelle entwickelt sich erst beim Schmieden. Jede Schelle ist Handarbeit, jede Schelle hat eine etwas andere Form – und somit auch einen ganz individuellen Klang. Natürlich geht es bei der Schelle nach der Optik, aber viel wichtiger ist eigentlich der Klang“, erzählt Trenkle.

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