Betti s Schuhe … beim Heimgang vom Weinzelt Richtung U-Bahn – ja, das sind Zeiten auf dem Oktoberfest, wo man Platz hat für besondere Fotoaufnahmen, miteinander ins Gespräch kommt und nette Menschen in besonderen Ecken des Festes aus dem Fünfseenland trifft.
Gestern war der erste Sonnenschein auf dem Oktoberfest und die Stimmung war ganz so, wie es sich viele Münchner in den letzten Jahren wünschten. Die Zelte waren offen, in den Biergärten bekam man einen Platz. Die Standlbesitzer, Bedienungen und das Personal freundlich und zuvorkommend. Ja, sogar am Käfer Kaffeestand wurde auf meine Sonderwünsche eingegangen. Der viel umworbene Zaun fällt nicht auf. Also ganz ehrlich, ich musste ihn eigentlich erst mal suchen, um herauszufinden, was wohl die große Diskussion auslöste. Wo sind wohl all die Wiesnfans?
Naja, die oide Wiesn ist ja heuer nicht. Dafür das ZLF – zentrale Landwirtschaftsfest. Daher fühlt es sich für mich so an, als würde ich über den Sehnsuchtsort Wiesn schlendern, wenn ich unterwegs bin.
In den Bierzelten ist gute Stimmung. Dafür sorgen die Musikkapellen und auch die Wirtsleute. Ich konnte sogar ganz entspannt durch die Gänge schlendern und mich mit Menschen unterhalten, die ich unterwegs traf. Ja, man trifft sich. Und genießt.
Schade ist dies für die Standlbetreiber in den Gassen. Der Regen in den ersten Tagen des Oktoberfests machte es ihnen schwer. Und so manch leere Gasse ist für manche Schausteller wirklich ein Problem. Das könnte auch daran liegen, dass hier Eingänge geschaffen wurden, die eigentlich nicht genutzt werden. So steht der beliebte Irrgarten mit Spiegelkabinett in einer Ecke, in der man sich fast verliert. Schade für die schönen Sprüche des Geschichtenerzählers, der eigentlich für den Heimgang eine wahre Attraktion ist. Und sich mit ein paar Maß Bier im Kopf in den vielen Spiegeln zu verirren macht schon Spaß. Von aussen zu zuschauen noch mehr … nur finden müsste man es halt .. die Attraktion. Die Wiesn hat dieses Jahr soviele Zu- und Ausgänge. Einige davon werden von den Besuchern nicht genutzt. Eingesperrt? Auf keinen Fall.
Das Oktoberfest braucht dieses Jahr nicht die Oide Wiesn – denn das Fest der Stadt München ist das, was es vielleicht sein sollte. Ein schöner Platz zum ratschen, sich treffen, miteinander essen und trinken und sich über das Leben freuen. Vielleicht sollten die Anbieter dieses Jahr über die Preisgestaltungen nachdenken, denn hier gibt es aus meiner Sicht Nachholbedarf nach unten. Ansonsten – alles gut
Ich werde es weiterhin genießen. Denn es ist gut so. Vielleicht kommen am Wochenende ein paar Italiener, vielleicht auch Münchner und Einheimische, die sich bisher nicht trauten. Ich hoffe es sehr. Denn aus meiner Sicht haben alle gewonnen, die uns Angst machen wollen, indem sie erreichen, dass wir Angst haben. Wovor?
Es kann immer irgendwas irgendwo passieren. Die Stadt hat dezent dafür gesorgt, ein Stück Sicherheit zu bieten. Der Rest liegt an jedem einzelnen von uns. Lebensfreude und Spaß ist ein Grundrecht für jeden einzelnen. Und falls denn dann doch was passieren sollte … oder wenn aber nix passiert ? Egal, aus welchen Gründen dieses Jahr in der ersten Woche nicht so viele Besucher da sind, wie in den letzten Jahren. Eine Erkenntnis freut mich: Es zeigt, wieviel Macht jeder einzelne von uns hat. Wir haben es in der Hand, ob Konzepte und Strategien Wirkung zeigen. Ich wünschte mir, dass wir in vielen weiteren Bereichen genauso konsequent handeln würden. Gerade wenn es um Umweltschutz und um das Miteinander geht, könnten wir sehr viel gutes erreichen.Alles ist möglich.