Haus der Kunst Vorschau Programm 2020

von | 20 Nov 2019 | Aktuell, Blog, Kulturveranstalter

Haus der Kunst München – Vorschau 2020, Januar bis Juli

Donnerstag, 30. Januar 2020, ab 19 Uhr
Exhibition Opening and Party

Round Table with the artists and curators, Live Performance of Arabic popular music from the Lebanese duo PRAED, DJ Line-up, Pop-up-Talks, Listening Session and more
The Party Night will be hosted by Haus der Kunst in cooperation with CHARLIE. Drinks, snacks & quality entertainment

Kapsel 11: Sung Tieu. Zugzwang
Kapsel 12: Monira Al Qadiri. Holy Quarter
31.1. – 21.6.2020

Südgalerie
Kuratiert von Damian Lentini (Kapsel 11)
und Jana Baumann (Kapsel 12)

Mit diesem experimentellen Ausstellungsformat stellt das Haus der Kunst jeweils zwei neue künstlerische Produktionen vor, die eigens hierfür entwickelt werden.
Die deutsch-vietnamesische Künstlerin Sung Tieu (geb. 1987 in Hai Duong, Vietnam) untersucht die psychologischen Auswirkungen von Verwaltungsapparaten und die Politik der daraus resultierenden Design-Ästhetiken. Die raumgreifende Installation aus Klang und Skulptur besteht aus Regalen und Tisch-Konstruktionen aus Edelstahl, die für verschiedene Regierungsbehörden und Haftanstalten produziert werden. Mal intim, dann wieder bombastisch fügt sich eine Sound-Installation in diese skulpturale Inszenierung ein: Alltagsgeräusche aus verschiedenen Städten und Büros sowie Impressionen bekannter Melodien von Richard Wagner ergeben eine Tonlandschaft, deren Quelle verborgen ist. Die Installation schafft einen Raum der Instabilität und legt offen, wie Regierungen führender Industrienationen das Prinzip „form follows function“ pervertiert haben, um zivilen Ungehorsam gegen den bürokratischen Apparat im Keim zu ersticken. Anlässlich der Ausstellungen im Haus der Kunst sowie bei Nottingham Contemporary erscheint ein Katalog.

Mit Monira Al Qadiri (geb. 1983 in Dakar, Senegal) widmet das Haus der Kunst einer der bedeutendsten Künstlerinnen der Golfregion die Kapsel 12 in der Südgalerie. Sie produziert hierfür neun Skulpturen sowie einen neuen virtuosen Film, „Holy Quarter“, gedreht in der weltweit größten Wüstenregion „Empty Quarter“ zwischen Saudi-Arabien, Oman und Jemen. Al Qadiri zählt zu einer Generation, der die rasante Transformation des jungen Nationalstaats Kuwait – von ältesten Lebensformen über die seit den 1960er-Jahren massiv geförderte Ölwirtschaft hin zu einem wichtigen Akteur der Geopolitik – in die Biografie eingeschrieben ist. Ihre Arbeit nimmt in den Bildenden Künsten die Rolle eines Seismografen für eine zwangsglobalisierte Welt ein. Seit Beginn ihrer künstlerischen Tätigkeit befasst Al Qadiri sich mit der Zerrissenheit als einer Folge von Wohlstand, repressiven Religionsvorstellungen und magischem Denken. Sie widmet sich wirtschaftspolitischen Missständen, den Widersprüchen von konservativen Strukturen und von neuen Technologien forcierten gesellschaftlichen Zukunftsvisionen. Mit „Holy Quarter“ sucht sie nach einer fehlenden empirischen Gewissheit und wählt erstmalig mythenumwobene Orte wie die Majlis Al Jin Höhle – auch „Treffpunkt der Geister“ genannt, um sich der Erzählungen der Ahnen wieder zu bemächtigen. Jenseits westlicher Vorstellungen von Modernität konfrontiert sie den Betrachter mit einem raumzeitlichen Delirium. Die Wüste als einer der ältesten und unberührtesten Lebensräume dient Al Qadiri als Ort der Spurensuche nach dem Sinn der Existenz. Im Meteoritenkrater Al Wabar findet sie „Wabar Pearls“, wunderschöne schwarze leuchtende Steine, die durch die Hitze aufschlagender Meteoriten in den Sand entstehen, woraus sie ihre neunteilige Werkgruppe von Glasskulpturen ableitet. Ihre perlenartige Form erinnert an die Zeit, in der Perlentauchen einst der Hauptwirtschaftszweig Kuwaits war, und ihre Farbe an die von Öl – ein Quantensprung, den Monira Al Qadiri „Alien Technology“ nennt. Mit „Holy Quarter“ schafft die Künstlerin ein intermediales Projekt, das Musik, Sprache und bildgewaltige Szenen ihrer Heimat miteinander verwebt und den Nerv globaler Fragestellungen trifft.

Brainwashed
Sammlung Goetz im Haus der Kunst
31.1. – 28.6.2020

Ehemaliger Luftschutzkeller
Kuratiert von Jana Baumann

„Brainwashed“ widmet sich dem popkulturellen Phänomen des Mainstreams, das seinen Höhepunkt in den frühen 2000er-Jahren erreichte. Kennzeichnend für diesen Mainstream waren Medienformate wie Reality-TV, Hollywood-Filmproduktionen mit dem Anspruch ein globales Ereignis zu sein, eine von Selbstoptimierung beherrschte Werbebranche sowie ein mit zahlreichen Musikvideos international forcierter Starkult.
Die Ausstellung geht der Frage nach, welche manipulativen Strategien in pluralistischen Gesellschaften einen medialen Gleichklang zu erzeugen vermochten, einen tonangebenden Geschmack in der Kultur, bis hin zur Propagierung von politischen Überzeugungen oder gar hegemonialen Geschichtsbildern.
Die Werkauswahl macht die Verknüpfung von Wirtschaft, Medien und Politik mit dem Ziel, Menschen zu beeinflussen und Gewinn zu maximieren, sichtbar. Die hier versammelten Künstlerinnen und Künstler legen kommerzielle Bildsprachen kritisch offen, ihre widersprüchlichen Verheißungen, Stereotypen und Klischees. Zu ihren künstlerischen Verfahren einer Dekonstruktion gehören neue Schnitt- und Collagetechniken ebenso wie vielfältige Praktiken der Selbstinszenierung, wie z.B. medial vermitteltes Branding.
Inwiefern sich der Mainstream der frühen 2000er-Jahre radikal destabilisierend auf ein Selbstvertrauen und persönliche Urteilskraft auswirkte, wird greifbar. Hiervon waren auch die Künstlerbilder, die verbreitet wurden, betroffen. Diese Mechanismen eines manipulierten Sehens und Fühlens sowie dadurch beeinflusste Rezeptionshaltungen in Erlebnisgesellschaften können die Besucher in der Ausstellung erfahren.
Mit Werken von Assume Vivid Astro Focus, A K Dolven, Cheryl Donegan, Ryan Gander, Jonathan Horowitz, Pierre Huyghe, Bjørn
Melhus, Tracey Moffatt & Gary Hillberg, Shana Moulton, Seth
Price, Paul Pfeiffer, Pipilotti Rist und Ryan Trecartin.

Franz Erhard Walther
Shifting Perspectives
6.3. – 2.8.2020

Ostflügel
Kuratiert von Jana Baumann

Franz Erhard Walther (geb. 1939 in Fulda) ist eine Schlüsselfigur der konzeptuellen Abkehr vom Bild in den europäischen Nachkriegsavantgarden und Wegbereiter für einen offenen Werkbegriff. Unter Einbeziehung des Publikums als Akteur und der Verwendung der Elemente von Ort, Zeit, Raum, Körper oder Sprache führte er eine radikale Erweiterung und Verknüpfung bildkünstlerischer Mittel herbei, die auf die Revision der Erzählstrategien der Moderne zielt. Die visionäre Tragweite seines künstlerischen Entwurfs wird einer breiten Öffentlichkeit erst heute bewusst, wie die Verleihung des Goldenen Löwen an der Biennale von Venedig 2017 zeigte.
In dem von größter Experimentierfreude geprägten und bereits in den 1950er-Jahren einsetzenden Frühwerk verleiht Walther einer schier unerschöpflichen Vielzahl von Bildbegriffen und ersten Werkideen zum Prozessualen Gestalt. Die Stofflichkeit stellt Walther mit Materialprozessen wie unter Verwendung von Kaffee, Pflanzenöl oder Sojasoße auf Papier als Bildträger infrage. Mittels seriell arrangierter Packpapierpackungen oder Luftkisseneinschlüssen vollzieht er die Umwandlung des Bildes in ein Objekt. Die ersten Wortbilder wie museum, ich bin draußen, SAMMLUNG oder NEW YORK formulieren noch während seiner Ausbildung zum Typografen bereits eine Kritik am Kunstsystem von scharfsinnigem Weitblick. Im Studium an der Düsseldorfer Akademie suchte er zeitgleich zur ausklingenden Nachkriegsmalerei des Informel im Formlosen die Form und entdeckte in der Geste die Handlung.
Mit dem 1. Werksatz und der Hinwendung zum Nähen erlebt das Konzept der Partizipation zwischen 1963-69 seinen Durchbruch, und erreicht mit dessen Aufführung in der historischen Gruppenausstellung “Spaces” im MoMA 1967 – neben Künstlern wie Michael Asher, Lary Bell, Dan Flavin und Robert Morris – seinen ersten Höhepunkt. Walther rückte das menschliche Maß und den Menschen in den Mittelpunkt seines Schaffens, die Interaktion mit der Umgebung, der Architektur und Geschichte.
Die zusehends farbiger und leuchtender werdenden textilen Materialien dienen ihm über sein gesamtes Schaffen hinweg der Entwicklung verschiedenster Werkgruppen, die immer auch um eine stete Erweiterung des Bildbegriffs kreisen.
Auch wenn Walther Andy Warhol mehrfach in New York begegnete, seine Kommilitonen Gerhard Richter und Sigmar Polke sich gleichermaßen mit der sich kommerzialisierenden bürgerlichen Gesellschaft befassten, hat Walther sich wie der Kollege Blinky Palermo nicht zu gegenständlichen Bildfindungen verleiten lassen. Die intensiven Farben der Pop-Art aber bestimmen sein durchaus malerisch geprägtes Werk bis heute, schuf er doch durchweg Gegenbilder zum traditionellen Bild.
Die Retrospektive im Haus der Kunst zeichnet die bis heute ungebrochen in die Kunstszene ausstrahlende Werkentwicklung anhand von über 250 Arbeiten aus den zentralen Schaffensphasen und den wichtigsten Werkgruppen nach. Die unterschiedlichen Entwicklungslinien im Œuvre Walthers werden umfassend mit Werkaktivierungen präsentiert, so dass eine erweiterte Lesart seines künstlerischen Wirkens möglich wird.

Liberté. Egalité. Beyoncé
19.6. – 4.10.2020

Nordgalerie
Kuratiert von Raphael Fonseca und Anna Schneider

2014 verbreitete sich ein in Paris aufgenommenes Foto rasant im Internet: Es zeigte ein Gebäude mit den drei Schlüsselbegriffen der Französischen Revolution, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. In die Nischen dieses Gebäudes hatte jemand allerdings auch die Wörter „liberté, egalité, Beyoncé“ gesprüht, wobei die Urheberin oder der Urheber anonym blieb. Die Abbildungen der Aktion verbreiteten sich online und die Wörter selbst tauchten überall in Frankreich auf. Die drei Wörter, die als Aufruf zur Achtung europäischer demokratischer Ideale verstanden wurden, reisten um die ganze Welt. Jeder, der das Bild teilte, schien in der Sängerin ein Symbol des Widerstands sowie auch einen engen Zusammenhang zwischen Demokratie und Popkultur zu sehen.
Freie Meinungsäußerung und Gleichberechtigung sind global immer noch eine Herausforderung. Inmitten verschiedener Formen von Repression erscheint die Erinnerung an den historischen Faschismus und der Kampf gegen dessen neue Ausprägung, die im 21. Jahrhundert überall verstärkt hervortritt, als zentrale Aufgabe. Aber wie kann man sich dieser Aufgabe mit den Mitteln von Bewegung, Humor und Freude stellen? Mit dieser Ausstellung stellen die Kuratoren die These auf, dass es gilt den öffentlichen Raum mit Musik und tanzenden Körpern zu besetzen, die ihre Bewegungsfreiheit demonstrieren und die Möglichkeiten einer neuen politischen Ordnung aufzeigen. Freude kann eine so mächtige Strahlkraft entfalten, dass ihre Äußerung auch zur politischen Manifestation wird.
Die hier zusammengeführten poetischen Akte sind in vielen verschiedenen Ländern entstanden und wehren sich gegen die Repressalien von heute. Sie zeigen Wege, wie man dem Strom des Faschismus entgegenschwimmt. Gemeinsam ist allen Künstlerinnen und Künstlern einer hier versammelten jüngeren Generation die Überzeugung, dass der menschliche Körper die Fähigkeit besitzt, seinen politischen Charakter mit der Kraft des Ungehorsams zu artikulieren. Tanz, Freude, Feier, Humor und Vergnügen erscheinen als Widerstandsstrategien angesichts aggressiver Versuche, den menschlichen Körper zu kontrollieren.

Michael Armitage
24.7.2020 – 3.1.2021

Südgalerie
Kuratiert von Anna Schneider

Der britisch-kenianische Maler Michael Armitage (geb. 1984 in Nairobi, Kenia) ist binnen kürzester Zeit zu einer der spannendsten jungen malerischen Stimmen der Gegenwartskunst avanciert. In seinen großformatigen, farbintensiven Ölgemälden gelingt es ihm, europäische Maltradition mit spezifisch ostafrikanischen kulturellen Themen zu verbinden. Inspiration zieht er aus tagespolitischen Ereignissen, Popkultur, Folklore und persönlichen Erinnerungen, die er zu mythisch aufgeladenen und traumhaft anmutenden Bildern verwebt.
Einem Déjà-vu Erlebnis gleichkommend wirken die Gemälde auf das durch die europäische Kunstgeschichte geschulte Auge anziehend und auf fast unheimliche Weise vertraut. Man erkennt in kompositorischen Elementen, Motiven oder Farbkombinationen die Ikonografie von Tizian, Francisco de Goya, Édouard Manet, Paul Gauguin, Vincent Van Gogh oder Egon Schiele wieder. Der an der Slade School of Art und der Royal Academy of Arts in London ausgebildete junge Maler thematisiert so geschickt den europäischen Blick und den damit verbundenen Exotismus in der Betrachtung des Anderen.
Ebenso bedeutsam sind die Einflüsse von ostafrikanischen Künstlern wie Meek Gichugu, Sane Wadu, Edward Tingatinga oder Jak Katarikawe, von deren Palette und Symbolik Michael Armitage geprägt ist. Eine besondere Rolle nehmen in seinen Gemälden Tiere, insbesondere Affen, ein. Sie werden zu Sinnbildern für menschliche Eigenschaften. In einem vielschichtigen Arbeitsprozess, der sich sowohl in Nairobi als auch in London ereignet – in Nairobi entstehen Zeichnungen und Vorstudien, die er später in seinem Studio in London zu komplexen Kompositionen weiterentwickelt –, kreiert Michael Armitage synkretistische, wirkmächtige Bilder, die alle Aspekte des Menschseins zulassen: Gewalt, Sexualität, Liebe genauso wie Spiritualität und Traumzustände. Sie verbinden Vergangenheit und Gegenwart ebenso wie unterschiedliche Kontinente, und zeichnen ein vielschichtiges Bild der visuellen Imagination des gegenwärtigen Kenia.

Cyrill Lachauer. I am not sea, I am not land
Sammlung Goetz im Haus der Kunst
24.7.2020 – 10.1.2021

Ehemaliger Luftschutzkeller
Kuratiert von Cornelia Gockel und Susanne Touw

Cyrill Lachauer (geb. 1979 in Rosenheim, lebt und arbeitet in Berlin und Los Angeles) entwickelt seine umfangreichen Projekte auf langen Reisen, bei denen er tief in die lokalen Kulturen des jeweiligen Ortes eintaucht. Für die Ausstellung der Sammlung Goetz im ehemaligen Luftschutzkeller des Haus der Kunst hat er eine neue mehrteilige Installation mit Filmen, Videos, Fotografien und Texten als dystopische Weiterentwicklung zu den utopischen Räumen in seinem letzten Film „Dodging Raindrops – A Seperate Reality“ geschaffen. Dabei beschäftigt er sich mit der Idee von Land in den verschiedensten Ausformungen. Denn Land kann Heimat bedeuten und Wurzeln geben, es kann ein nährendes Stück Land sein, aber auch als Idee von Nation zu In- und Exklusion führen. Land kann man besitzen oder mit ihm leben, man kann es wegnehmen, zerstören und anderen den Zugang verwehren. So begegnen wir in „I am not sea, I am not land“ einem US-Amerikaner, der nach Berlin geflohen ist, um einer langjährigen Gefängnisstrafe zu entgehen, drei Diamantensuchern in Südafrika, einem queeren Parkarbeiter im Yosemite National Park oder dämonischen Ritualen der Raunächte in der Alpenregion. Lachauer bleibt dabei nicht der distanzierte Beobachter hinter der Kamera, sondern stellt, indem er gesellschaftspolitische Themen zu Geschlecht, Identität, sozialer Klasse und Nation aufgreift, auch seine eigene Position in Frage.
Er bezieht sich auf das 1567 entstandene Gemälde „The land of Cockaigne“ von Peter Brueghel dem Älteren. Darin entwirft der Maler ein Schlaraffenland (engl. Cockaigne) als utopisch-ironischen Gegenentwurf zur alltäglichen Härte des bäuerlichen Lebens.

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