Die Kunstinstallation „Maria Luiko, Trauernde, 1938“ von Michaela Melián am Neptunbrunnen im Alten Botanischen Garten in München wird verlängert. Sie ist seit 19. September zu sehen und Teil der Reihe „Past Statements. Denkmäler in der Diskussion“, die Public Art und Public History verbindet.
Kulturreferent Anton Biebl: „Fünf Kunstprojekte haben sich im Herbst 2022 mit heute fragwürdig gewordenen Denkmälern beschäftigt. Michaela Meliáns Verhüllung des Neptunbrunnens im Botanischen Garten thematisiert dessen NS-Bezug und kontrastiert ihn mit der Würdigung der NS-verfolgten jüdischen Künstlerin Maria Luiko. Ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus.“
An der Kunstinstallation sind Spuren eines schweren Vandalismus-Akts sichtbar. Zwei der vier Planen, die die Neptun-Skulptur umspannen, wurden unter großer Krafteinwirkung zerstört. Der/die Täter konnten nicht ermittelt werden. Die Künstlerin Michaela Melián hat die beschädigten Planen wieder zusammengefügt, die Spuren der Zerstörung bleiben sichtbar.
Zum Kunstwerk „Maria Luiko, Trauernde, 1938“ von Michaela Melián
Der Neptunbrunnen wurde 1937 gebaut, um einen von nationalsozialistischer Ideologie geprägten Ort mit Anschluss an das NS-Parteienviertel zu erschaffen. Der Bildhauer Joseph Wackerle und der Architekt Oswald Bieber, die für die Gestaltung des Neptunbrunnens beauftragt wurden, finden sich auf Adolf Hitlers Liste der „gottbegnadeten“ Künstler. Michaela Melián hat die fragwürdige Neptunfigur mit einer Mesh-Plane temporär verhüllt. Das Material der Folie ist bekannt von Baustellen – diese aber ist bedruckt mit der Abbildung einer Arbeit der Künstlerin Maria Luiko aus dem Jahr 1938 mit dem Titel „Trauernde“. Die Münchner Künstlerin wurde im November 1941 mit fast 1.000 weiteren als Juden verfolgten Personen von der SS nach Kaunas deportiert und dort fünf Tage später ermordet. Die Verhüllung mit dem Motiv einer anonymen trauernden Frau ist eine aussagekräftige Gegenantwort auf die Herrscherpose des kraftstrotzenden männlichen Neptunkörpers.
Zur Reihe „Past statements. Denkmäler in der Diskussion“
Mit der Reihe „past statements. Denkmäler in der Diskussion“ 2021/2022 knüpft München an die internationale und lokale Diskussion um diskussionswürdige Denkmäler an und regt kritische, vielstimmige und kreative Debatten über Formen und Inhalte des Erinnerns in einer diversen und demokratischen Stadtgesellschaft an. Das Programm ist eine Kooperation zwischen Public Art München und dem Institut für Stadtgeschichte und Erinnerungskultur des Kulturreferats. Es umfasst dezentrale Veranstaltungen an einzelnen umstrittenen Orten, künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum und das Forum „past statements – present futures“, eine internationale Veranstaltung in Kooperation mit dem Haus der Kunst.
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