In Estland herrscht ein regelrechter Heiratsrausch. Seit 01. Januar können nun gelichgeschlechtliche Paare offiziell in Estland heiraten. Inzwischen gaben sich bereits die ersten Paare das Ja-Wort. Auch viele heterosexuelle Paare, die ihre Eheschließung aus Solidarität mit ihren estnischen Mitbürgern, die nicht heiraten konnten, aufgeschoben haben, erwägen nun, endlich offiziell zu heiraten.
Estland reiht sich mit Stolz in die Reihe der europäischen Länder und anderer integrativer Nationen weltweit ein, die die Gleichstellung der Ehe anerkannt haben. In den meisten EU-Ländern ist die gleichgeschlechtliche Ehe bereits legalisiert, in einigen können gleichgeschlechtliche Paare nach wie vor nur eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen, aber die Diskussionen über die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen sind noch nicht abgeschlossen.
Estland ist das erste Land der ehemaligen Sowjetunion, das die Gleichstellung legalisiert
Dies ist ein historischer Moment für die baltischen Staaten und Osteuropa im Allgemeinen, denn Estland ist das erste Land der ehemaligen Sowjetunion und nach Slowenien das zweite Land auf der östlichen Seite des Eisernen Vorhangs, das die Gleichstellung der Ehe legalisiert hat. Seit 2016 können LGBTQ+-Personen in Estland eingetragene Lebenspartnerschaften eingehen, und im Juni 2023 wurde das Land nach einer Abstimmung im Parlament mit 55 zu 34 Stimmen zum ersten Land der ehemaligen Sowjetunion, das die gleichgeschlechtliche Ehe legalisierte.
“Jeder sollte das Recht haben, die Person zu heiraten, die er liebt und mit der er sich verbinden möchte. Mit dieser Entscheidung gehören wir endlich zu den anderen nordischen Ländern sowie zu allen anderen demokratischen Ländern der Welt, in denen die Gleichstellung der Ehe gewährt wird“, sagte die estnische Premierministerin Kaja Kallas. „Die Gleichstellung der Ehe nimmt niemandem etwas weg, sondern gibt vielen einen bedeutenden Mehrwert. Sie zeigt auch, dass unsere Gesellschaft fürsorglich und respektvoll zueinander ist. Ich bin stolz auf Estland.“
Die estnische Ministerin für Sozialschutz, Signe Riisalo betonte, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sein müssen. „Das wirkt sich auch auf unsere Einstellung aus. Ich hoffe, dass die noch vorhandenen Ängste abklingen und man versteht, dass diese Entscheidung niemandem schadet. Im Gegenteil, sie hat vielen Menschen in Estland etwas sehr Wesentliches ermöglicht“, so Riisalo.
Heiratsanträge online registrieren und offline einreichen
Ab dem 1. Januar 2024 war es möglich, Heiratsanträge online zu registrieren und sie offline einzureichen. Die ersten Anträge wurden sofort bearbeitet, was bedeutet, dass die Paare nach der vorgeschriebenen Wartezeit von 30 Tagen Anfang Februar heiraten konnten. In den letzten Januartagen gingen bereits 71 Anträge von gleichgeschlechtlichen Paaren ein.
Nun sind die ersten Anträge bearbeitet worden und einige der ersten Paare konnten sich das Ja-Wort geben. Neben dem Recht auf Eheschließung haben gleichgeschlechtliche Ehepaare auch das Recht, Kinder zu adoptieren, wie jedes andere verheiratete Paar auch. Zudem wurde das Verfahren für die Adoption der Kinder des jeweils anderen erheblich vereinfacht
Weitere Informationen zu Estland: www.visitestonia.com
