Großstadt und biologische Vielfalt sind keine unvereinbaren Gegensätze. München beherbergt mindestens 9.000 Tier- und Pflanzenarten, wie fundierte Schätzungen zeigen. Bürgermeisterin Katrin Habenschaden und die Referentin für Klima- und Umweltschutz, Christine Kugler, haben sich heute vor Ort ein Bild gemacht vom reichhaltigen Naturerbe der Stadt München am Beispiel der Langwieder Haide.
Die Langwieder Haide gehört zu den artenreichsten Flächen im Münchner Westen und beherbergt zahlreiche Arten-Highlights. Der Kernbereich der Langwieder Haide ist seit 1995 als geschützter Landschaftsbestandteil ausgewiesen.
Bürgermeisterin Katrin Habenschaden: „Das Massensterben der Arten ist eine stille Katastrophe, die sich weitgehend unbemerkt und in rasantem Tempo vollzieht. Weltweit sind inzwischen 40 Prozent aller Insektenarten vom Aussterben bedroht. Für unsere Ernährungssicherheit ist das fatal: In Deutschland sind über 80 Prozent der Nutzpflanzenarten von Insekten abhängig. Naturflächen wie die Langwieder Haide haben daher großen Wert, denn sie sind Schutzräume für Tiere und Pflanzen und sichern damit biologische Vielfalt. Auch Städte sind in der Pflicht, sich beim Naturschutz stärker zu engagieren.
Referat für Klima- und Umweltschutz
München hat mit der Gründung des Referats für Klima- und Umweltschutz und der Biodiversitätsstrategie ein wichtiges Zeichen gesetzt. Denn Artenschutz ist für uns Menschen Selbstschutz.“ Christine Kugler, Referentin für Klima- und Umweltschutz: „Schon im Jahr 2018 hat der Münchner Stadtrat eine Biodiversitätsstrategie beschlossen, um das reiche Naturerbe Münchens für künftige Generationen zu bewahren. Damit Naturschutz und Biodiversität nun endlich Fahrt aufnehmen können, haben wir eigens einen neuen Geschäftsbereich gegründet und personell stark ausgebaut. Ich bin froh, dass wir nun neben dem Klimaschutz und der Klimaanpassung auch im Naturschutz engagiert und kraftvoll agieren können. Die Langwieder Haide lässt uns hautnah erleben, was es zu schützen gilt.“
Seltene Vorkommen in der Langwieder Haide
In der Langwieder Haide kommt der sehr seltene Enzian-Ameisenbläuling vor. Er legt seine Eier nur an wenigen Enzian-Arten ab: auf Moorwiesen an Lungen- und Schwalbenwurz-Enzian, an Trockenstandorten am Kreuzenzian. Doch er braucht mehr als diese seltenen Pflanzen. Nachdem die Raupen dieses Schmetterlings an den Pflanzen gefressen haben, müssen sie von ganz bestimmten Knotenameisen-Arten adoptiert und in deren Nester eingetragen werden. Die Raupen tarnen sich durch chemische Botenstoffe als Nestinsassen und ahmen sogar für den Menschen unhörbare Geräusche der Ameisenkönigin nach. Sie leben im Ameisennest bis zur Verpuppung als sogenannter „Kuckuck“ und werden von den Ameisen gefüttert. Die in Bayern stark gefährdete Art kam einst im Schwarzhölzlgebiet im Norden Münchens vor, war aber in München viele Jahrzehnte ausgestorben. Seit kurzem ist sie wieder auf der Langwieder Haide heimisch. Die Langwieder Haide beherbergt zahlreiche weitere Besonderheiten: Auf den Sanddornbüschen, die für den Kernbereich der Langwieder Haide besonders typisch sind, lebt eine große Seltenheit: Eine Wanze, der der kuriose Name Gesäumtes Spindelhorn verliehen wurde (Atractotomus rhodani). Die in ganz Europa rare Art lebt nur auf stark von Ameisen bevölkerten Sanddornbüschen an besonders trockenwarmen Standorten. Auch weitere seltene bzw. im Bestand bedrohte geschützte Tierarten wie Zauneidechse, Dorngrasmücke, Feldlerche, Tagfalter- und Heuschreckenarten kommen auf der Langwieder Haide vor.
Stärkung von Naturschutz und Biodiversität
Als das neue Referat für Klima- und Umweltschutz (RKU) im Jahr 2021 startete, war für die Umsetzung der zahlreichen Ziele der Biodiversitätsstrategie nur eine Stelle vorhanden. Doch nun wird der Naturschutz auch personell gestärkt. Gemeinsam mit den Mitarbeiter*innen der Unteren Naturschutzbehörde arbeiten derzeit 28 Personen im neu geschaffenen Geschäftsbereich „Naturschutz und Biodiversität“. Wenn alle Stellen besetzt sind, hat das RKU ein Team von 42 Personen, die sich Tag für Tag für Artenschutz, Naturschutz und Biodiversität in München einsetzen. Die Umsetzung der Biodiversitätsstrategie München hat bereits begonnen: So wurden beispielsweise 2020 die Zuschussmittel für das Aufgabenfeld „Biotoppflege“ erhöht. Wertvolle Naturflächen wie Streuwiesen und Heideflächen werden fachgerecht gepflegt, damit ihre Artenvielfalt bewahrt oder gesteigert werden kann. Mit den Zusatzmitteln konnten weitere Flächen – unter anderem an der Langwieder Heide – gepflegt werden.
Negrellistraße, 81245 München
Zwischen Autobahn, Wertstoffhof, S-Bahn-Trasse und Brauerei, liegt die Langwieder Haide. Das große Kalkmagerrasengebiet zählt zu den faunistisch und floristisch wertvollsten Münchner Magerrasen. Das Gelände steht unter besonderem Schutz.
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